´

Die Bergfreunde werden 35 Jahre alt

Dieses „kleine“ Jubiläum wollen wir mit Euch natürlich ein wenig feiern.

Geplant ist diese Feier am 21.05.2017. Der Vorstand würde sich über eine rege Beteiligung natürlich freuen. Zur Einstimmung auf diese Feier hat Friedhelm Todtenhaupt in seinem Archiv einen Beitrag von Klaus Sundermann gefunden, welchen er anlässlich des letzten Jubiläums verfasst hat.

 

Viel Spaß bei der Lektüre.

 

Das Brumleytal- unsere Bergheimat

Eine Story Ohnegleichen — 1980 — 2002.

Von Klaus Sundermann

 

Vor über 100 Jahren wurde der Dortmund-Ems-Kanal gebaut. Dazu brauchte man für die Böschungsbefestigungen jede Menge Steine. Also wurden im Bereich Riesenbeck / Hörstel einige Steinbrüche eingerichtet, um Material zu gewinnen.

Unter anderen gab es den großen Steinbruch im BRUMLEYTAL (alte Flurbezeichnung) dessen Geografie und Gliederung im Ausschnitt der alten Deutschen Grundkarte 1: 5000) gut zu erkennen ist.

Bis in die 50er Jahre wurden hier Steine gebrochen, auch für andere Zwecke. Das Material wurde mit einer drahtseilgeführten Lore bis zum unteren Hermannsweg abgelassen und dann — zunächst mit Pferdegespannen, später mit LKW zum Bestimmungsort transportiert. Mitte der 50er Jahre war der Steinbruch abgebaut bzw. „ausgebeutet“ und begann zu verwaisen. Es wurde still im Brumleytal.

In den 60er Jahren bin ich mit meinen Kletterfreunden des Öfteren von der Dörenther Felsregion auf die Riesenbecker Seite gewechselt, um nach weiteren Klettermöglichkeiten zu schauen.

Das BRUMLEYTAL gefiel uns sehr gut, seine Felsstrukturen boten viele Klettermöglichkeiten, besonders die reizvolle Lage mit der Südexposition und schnell trocknenden Felsen hatten es uns angetan.

Aber: Die Felsen waren stark bewachsen und teilweise brüchig (Folge der Steinbruch-Sprengungen). Außerdem waren die Ausstiege nicht besonders einladend.

Es blieb bei gelegentlichen Besuchen, für notwendige größere Erschließungen waren wir zu wenig Leute. Es blieb also weiterhin still im Brumleytal.

Das änderte sich entscheidend 1979/80, als die VHS-Kletterschule mit der Ausbildung begann und viele neue Kletterer/innen in das Gebiet der Dörenther-Klippen drängten. Ab jetzt wurde es an manchen Tagen dort schon sehr eng.

Es begannen zu der Zeit in vielen Klettergebieten Deutschlands Bestrebungen, das Klettern zu verbieten (Hohnstein, Hönnetal, Harz, Frankenjura, Donautal usw.) Die ersten Kletterverbote wurden ausgesprochen und ganze Gebiete gesperrt.

Inzwischen hatten wir in Ibbenbüren einen Kreis von VHS-Absolventen und angestammten Bergsteigern, die sich um Clemens Schmedt scharten und innerhalb der DAV-Sektion Osnabrück eine feste Gruppe bildeten, sozusagen das Fundament des späteren „VEREINS BERGFREUNDE IBBENBÜREN“.

Wir überlegten, wie man den starken Kletterbetrieb in den klassischen Dörenther Felsen entzerren könnte. Mir kam immer öfter der Gedanke, dass man doch den Steinbruch BRUMLEYTAL mit einbeziehen sollte.

Also machten wir eines Tages eine große Ortsbesichtigung, wir, die Ibbenbürener Gruppe, sowie die Vorstände der DAV-Sektionen Osnabrück und Münster. Die meisten Teilnehmer dieser Ortsbesichtigung waren zum ersten Mal oben im Steinbruch und zeigten sich beeindruckt von der schönen Szenerie, beeindruckt aber auch vom nicht sehr schönen Zustand des Gebietes, welches auch zu diesem Zeitpunkt etwas an eine Müllkippe erinnerte. Stirnrunzeln war angesagt. Man ging zunächst auseinander mit dem Gedanken (so habe ich es empfunden): „Das ist eine Nummer zu groß, wenn man daraus etwas machen will! Und zu teuer!!“

Ich hatte aber die Vision, dass es lohnenswert sei, die Sache anzupacken. Darin bestärkte mich die Tatsache, dass ich bis dahin während meiner langen Bergsteigerlaufbahn erfahren hatte, wie „zupackend“ und „ärmelhochkrempelnd“ besonders die Kletterer und Bergsteiger sein können!

Viele Gespräche folgten, und ausschlaggebend waren die zustimmenden Meinungen, besonders der Ibbenbürener Bergleute um Clemens Schmedt (die Bergleute unter Tage sind hartes Zupacken gewohnt!), aber auch weitere Kletterer aus den DAV-Sektionen ermunterten mich, die Sache „BRUMLEYTAL“ privat anzupacken. Klaus Jürgen Gran aus Osnabrück, selbst im Ibbenbürener Fels „aufgewachsen“, war von Anfang an ein großer Fürsprecher. Ich wusste, dass mir jegliche Unterstützung von Seiten der Kletterer sicher sei.

Kurzerhand habe ich ab Mitte 1980 mit den beiden Haupteigentümern der Flurstücke 120 und 121, den Landwirten Wernsmann und Remmersmann aus Riesenbeck, Iange um einen Pachtvertrag verhandelt. Wir wurden handelseinig, Voraussetzung war jedoch, dass der Jagdpächter im Brumleytal der Sache zustimmen musste, dort klettern zu dürfen. Ein „NEIN“ hätte alle Bestrebungen beendet. Die Stadt Ibbenbüren stand mir zur Seite und Stadtdirektor Jacobi war begeistert von der Idee, mit eigenen Initiativen einen Freizeitraum zu schaffen. Der verdienstvolle VHS-Direktor Heribert Fischer hat viele Fäden gesponnen. Die entscheidende Ortsbesichtigung mit den vorgenannten Herren, sowie dem Jagdpächter Deiters, aber auch mit unserem Freund und Nachbarn Seppl Hardebeck vom Brumleyhof erbrachte ein O.K., es konnte also losgehen. Die noch heute geltenden Spielregeln wurden im Groben festgelegt.

Zum 1.1.1981 war ich Pächter des Brumleytales. Ein Rundschreiben an die Aktiven rief diese auf, an einem Samstag Anfang Februar ins Brumleytal zu kommen. Handwerkszeug, Geräte und Maschinen sollten mitgebracht werden. Erwartungsvoll bin ich von Münster losgefahren. Was würde an diesem Tag wohl passieren, wie viel Kletterer würden mitmachen?

Dann die Überraschung: Riesig war die Teilnahme, ca. 50 Leute warteten auf ihren Einsatz. Geräte und Maschinen waren zur Stelle: Planierraupe, LKW, Unimog, Trecker, Kompressor, Bohrer usw., usw. Natürlich war im Vorfeld ein Konzept entstanden. Ruckzuck waren die Arbeitsgruppen eingeteilt. Es war eine wahre Freude, wie es zur Sache ging.

Unsere Bergsteigerausrüstung machte es möglich, auch in senkrechten Felsen „Putzarbeiten“ unfallfrei durchzuführen und die ersten Bohrhaken zu setzen.

Alles in allem: Bereits nach 4 — 5 solchen Arbeitstagen waren im Brumleytal die ersten Kletteraktivitäten möglich.

Jegliche Arbeit dort oben stand von Anfang an unter dem Motto, die vorhandene Natur so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, sondern in erster Linie den damaligen Zustand „Müllhalde“ zu beseitigen und ein großes Biotop zu schaffen. Das ist uns auch gelungen.

Im Vorfeld hatte ich mit Vogelschützern beraten, was zu tun sei, um einige vorhandene Mauerbrüter nicht zu stören. Wir haben uns so verständigt, dass wir nur die linke Hälfte des Steinbruchs zum Klettern einrichten und die rechte Seite als „Ruhezone“ gänzlich unberührt lassen. Das war mit Sicherheit ein weiser Entschluss!

Ab 1981 wurden dann Jahr für Jahr viele Arbeitstage angesetzt. Die stetig wachsende Zahl der Kletterer hat mit zugepackt und es wurde immer schöner dort.

1982 wurde der Verein gegründet. Auch in den Bereichen der „Dörenther Klippen“ sorgten viele Aktivitäten für Ordnung und Sauberkeit. Es wurde z.B. der „Umweltschutztag“ eingerichtet. Einmal im Jahr (November) gehen ca. 25 — 30 Mitglieder von der B 219 in Richtung „Plissetal“ und sammeln den weggeworfenen Unrat und Müll zusammen.

1985 war ein entscheidendes Jahr für das Brumleytal. Nach langen Verhandlungen mit den beiden Verpächtern, und nachdem sich bei der amtlichen Vermessung herausstellte, dass im nördlichen Bereich des Steinbruchs vor ‚zig Jahren die Grenzen beim Gesteinsabbau überschritten wurden, hatte ich es plötzlich anstatt mit nur zwei jetzt mit fünf Grundeigentümern zu tun. Dank der zupackenden Hilfe der Stadt Ibbenbüren wurde auch diese Hürde genommen. Ab Frühjahr 1985 war ich Eigentümer des BRUMLEYTALES, zur großen Freude vor allem der „Bergfreunde“. Jetzt konnten wir unbesorgt schalten und walten.

Als hervorragendes Schulungs- und Übungsgebiet, aber auch als Klettergarten mit sehr anspruchsvollen Routen, machte sich das Brumleytal weit und breit einen Namen.

Die Spielregeln mussten bekannt gemacht und auch praktiziert werden. Dazu hatten wir uns im Interesse der anderen Nutzungsberechtigten verpflichtet. Auch das ist uns gelungen.

Zigtausende Arbeitsstunden wurden von den Kletterern in den Jahren ab 1981 geleistet. Immer wieder war es eine große Freude, die Begeisterung und Aktivitäten zu beobachten. Nicht unerwähnt bleiben darf die Tatsache, dass unsere Bergkameraden aus den Niederlanden zu wirklich jedem Arbeitstag mit einer starken Abordnung zu uns kamen und beispielhaft anpackten. Wichtig auch zu erwähnen sind unsere Frauen und Mädchen, die sich beim Arbeiten Schwielen und blaue Flecken holten und sich außerdem um das leibliche Wohl der Arbeiter kümmerten. Hier muss einfach unsere BRUMLEYTAL-MITTAGSPAUSENFREILUFTKÜCHENMEISTERIN“ Heidi Pohl genannt werden.

Ab 1981 wurden große Dinge im Brumleytal angepackt: Entrümpeln, Felsen vor allem von losem Gestein säubern. Neue Einfriedigungen von ca. 400 lfdm. im oberen und seitlichen Bereich wurden errichtet. Für zahlreiche Zaunpfosten mussten in den felsigen Untergrund Löcher gebohrt werden. Die Eingrünung und Neubepflanzung des Plateaus vor der „Birkenwand“ und der „Riesenbecker“ Platte erforderte die Anfuhr von ca. 500 cbm Mutterboden. Herstellung und Sicherung der Zufahrtswege.

Sicherung und Befestigung der Ausstiegskanten durch Aufmauerung. Auch wurden dafür Drahtkörbe nach „Schweizer Art“ geflochten und Hunderte von Holzschwellen nach oben befördert. Eine schwere Arbeit, die sich über Jahre hinzog.

Dann kam die Sicherung der Felsen durch Untermauerung der 45 Grad Schrägrisse und Überhänge. Möglich wurde dies durch spektakuläre Gerüste und Hängebrücken a la Eckhard, Horst und Kurt. Alles war absolut sicher und ist ohne Unfall abgelaufen. Eben echte „BERGSTEIGERARBEIT“!

Dann folgte die Anlage des Feuchtbiotops (1987). Heute ein Kleinod mit seltenen Pflanzen, Kröten, Molchen und Libellen.

1988 folgte Bau einer Eistrainingsanlage aus Holz nach einer Anregung aus München. Bis heute beispielhaft und viel genutzt.

1991 wurde der mobile Klettersteig „ALBRECHT“ mit seinen anspruchsvollen Passagen und seiner ansehnlichen Länge bis zum heutigen Tage ein „Highlight“ des Brumleytales. Tausende von Schülern und Benutzern haben hierin eine hervorragende Trainingsmöglichkeit ohnegleichen gefunden.

1995 erfolgte die Drainage des mittleren Plateaus vor der Riesenbecker Platte nach Anregung von Prof. Dr. Manfred Sieger, unserem unvergessenen Freund, der leider nicht mehr unter uns weilt. Manfred hatte festgestellt, dass in der Feuchtzone vor der Riesenbecker Platte die heimtückische Borreliosen-Zecke in Massen vorhanden war. Seit 1995 ist dieses Problem weitgehend ausgeräumt.

Und immer wieder erfolgte die Pflege und Säuberung des Waldgebietes im gesamten Bereich bis zum unteren Hermannsweg.

Dann folgte der Bau der POHL-Hütte. Ein altes Mauerfragment des Steinbruchs wurde von Eckhard Pohl liebevoll mit Brumley-Sandsteinen aufgebaut und ist heute als Gerätehaus unverzichtbar.

Auch entstand das dachbegrünte Regenschutzhaus aus einem uralten Gemäuer der Steinbruchmaschinenzentrale. Die Eichenbalken waren einige Jahrzehnte in über 1000 m Tiefe des Ibbenbürener Bergwerks eingesetzt.

Diese Liste könnte man noch weiterführen. Aber genug für heute. Zum 30-jährigen Vereinsjubiläum wird dann sicher wieder Neues und Interessantes zu berichten sein.

Noch etwas: Die Kletter- und besonders die Ausbildungsaktivitäten im Brumleytal sind SUPER und es gibt Möglichkeiten in jedem Schwierigkeitsbereich. Besonders für Anfänger und Ängstliche ganz tolle Routen, alles gut abgesichert und vermittelt seit geraumer Zeit von Horst, Hausname Haas. Eigentlich müsste er Horst BRUMLEY heißen!

Und zum Schluss noch etwas: Seit einigen Jahren hat mein Nachfolger Dirk Sundermann die Verantwortung für das Brumleytal. Zu meiner großen Freude läuft alles nach meinem Sinne weiter, vor allem dank der nach wie vor großen Mithilfe der „BERGFREUNDE IBBENBÜREN“!